DGM Mühlen
Startseite>
  • 2023>
  • Vorgestellt: Mühlen-App im Westentaschenformat

Vorgestellt: Mühlen-App im Westentaschenformat

Petershagen-Frille (cme). „Bewegende Technik, lebendiges Handwerk & ästhetische Baukunst“ – dies alles bringt die muehlen.app ihren Nutzern am Beispiel der Technischen Denkmale im Mühlenkreis Minden-Lübbecke näher. Vorgestellt wurde dieser bisher einmalige digitale Baustein auf der Klausurtagung der DGM am vergangenen Wochenende (17.-18. November 2023) in Petershagen-Frille.  Überhaupt gab es auf der Tagung spannende Themen und viel Neues.

Doch zu Beginn gab es zunächst ein bewegendes Gedenken an den vor Kurzem verstorbenen DGM-Präsidenten, Prof. Dr.-Ing. Johannes Weinig. Dessen „viel zu früher Tod eine nicht zu schließende Lücke hinterlässt“, wie es Vizepräsident Reinhold Pillich formulierte.

„Alle 43 Mühlen in unserem Mühlenkreis sind jetzt mit einem QR-Code versehen. Wer diesen als Besucher vor Ort anklickt, kommt gleich direkt zur entsprechenden Mühle auf der neuen App, die übrigens nicht vorher im App-Store runtergeladen werden muss, sondern direkt im Internet abrufbar ist“, berichtete Friedrich Rohlfing, DGM-Geschäftsführer und Verbandsgeschäftsführer im Mühlenverein Minden-Lübbecke aktiv. Das Projekt „Digitale Mühle“ ermögliche es, „die faszinierende Welt der Wasser-, Wind- und Rossmühlen auf eine moderne und interaktive Weise zu entdecken“.

Die muehlen-app ist eine großartige Möglichkeit, sich über Mühlenstandorte zu informieren und dabei Spaß zu haben – und das alles bequem vom Smartphone aus. Denn mit Audioguides werden interessante Details und Geschichten über Mühlen erzählt. Dank von 3D-Visualisierungen fühlt es sich an, als würde man direkt in der laufenden Mühle stehen. Bildvergleiche zeigen, wie sich Mühlen im Laufe der Zeit verändert haben. Für Interaktivität sorgen integrierten Spiele und didaktischen Module, die das Lernen über Mühlen unterhaltsam und einprägsam machen. Nach der Präsentation waren auch die gut 20 anwesenden Mühlenfreudinnen und Mühlenfreunde schwer begeistert. „Einfach gut gemacht und sehr überzeugend“, so DGM-Beisitzer Gerald Bost.

„Die App bietet eine reiche, museumsähnliche Erfahrung zu sehr erschwinglichen Preisen. Es ist quasi ein interaktives Mühlenmuseum für die Westentasche“, so Entwickler Tobias Seeger von der Firma Scortex Technologies. Zudem sei die App zweisprachig in Deutsch und Englisch programmiert und die Texte werden sogar barrierefrei vorgelesen. Die 360-Grad-Aufnahmen hat übrigens DGM-milldatabase-Beauftragter Ansgar Rahmacher (Rahmacher-Media) mit seiner Technik erstellt.

App-Entwickler: Sie liefern das Material zur Mühle, wir setzen es digital um

„Das aktuelle App-Projekt konnte aus einer öffentlichen Förderung finanziert werden“, so Friedrich Rohlfing. Und was kostet es im Einzelnen, wollte die Runde wissen. „Zirka 650 Euro kostet ein Auftritt pro Mühle in der App. Weitere Module können ergänzt werden, was für zirka je 150 Euro zu haben sei“, so Tobias Seeger. „Geliefert (oder neu gemacht) werden müssen Fotos in einheitlicher Bildsprache sowie historische Fotos. Und natürlich Texte, die für eine digitale Nutzung von uns noch redigiert werden. Zeichnungen und Schnitte der Mühle sind ebenso wichtig, damit 3D-Animationen programmierbar sind“, zählte der Firmenmitarbeiter auf.

Modernisierte Internetseite geht im Januar ans Netz

Zur digitalen Offensive in der DGM passt auch, dass die Internetseite www.deutsche-muehlen.de gerade technisch und grafisch erneuert sowie inhaltlich und funktionell erweitert wird. „Auf der Vorstandsitzung Ende Januar 2024 können wir die modernisierte Seite offiziell freischalten“, blickte Christian Meyer als DGM-Internetbeauftragter voraus. Zuvor hatte er den Stand der weit fortgeschrittenen Umsetzung der Modernisierung am Bildschirm erläutert.

Lernort Mühle ist das Zukunftsthema für die Landes- und Regionalverbände

Mehr Inhalte anzubieten – vor allem auch digital abrufbar im öffentlichen und einem geschützten Mitgliederbereich - sind ein wichtiges Ziel des vorgenannten Projektes. Denn zum Beispiel wird sich das Thema Außerschulischer Lernort Mühle neu als Menüpunkt finden. Und dafür stellt die AG mit Uwe Habbe, Carsten  Schmidt und Gerald Bost aktuell umfangreiches Material zusammen. Der Stand wurde ebenfalls auf der Klausur vorgestellt - und mit Beifall bedacht.

Einig waren sich die Anwesenden, dass die Aktivitäten auf diesem Feld entscheidend seien, um die Mühlen im Bewusstsein der Menschen zu behalten und Nachwuchs für die Vereinsarbeit vor Ort zu gewinnen. Für Kinder müsse dabei das „Erlebnis, das Abenteuer, das haptische Ausprobieren im Vordergrund stehen“, so Uwe Habbe, stv. DGM-Geschäftsführer. Und nicht zuletzt gehören für kleine und große Besucher besonders „drehende Wasserräder und Mühlenflügel, Transmissionen, Mahlbütten und Walzenstühle zum Erleben dazu. Das begeistert die Leute“, wie Müllermeister Eckhard Meyer von der Müllergilde unterstrich.

Unter anderem dazu soll jetzt die Zusammenarbeit zwischen DGM und der Müllergilde als Plattform der Handwerksmühlen auf ein neues und tragbares Fundament gestellt werden. Ein weiteres Thema der Kooperation sei die Ausbildung von Müllern – auch für Museumsmühlen und Infos über Hygiene- und Mahlkonzepte etc., um „mit gereinigtem Speisegetreide in historischen Mühlen problemlos Mehle etc. herzustellen“, wie Müllermeister Meyer berichtete.

Mehr Technik und Emotionen beim Mühlentag in den Vordergrund stellen

Letztgenannter Punkt leitete gut zum Deutschen Mühlentag über. Denn einig war sich die Runde, dass die einmalige Technik der Mühlen künftig mehr im Vordergrund des bundesweiten Aktionstages stehen müsse und weniger die Volksfestangebote. Bequemer soll künftig auch die Anmeldung für die teilnehmenden Mitgliedsmühlen erfolgen. Dafür stellte Vizepräsident Carsten Schmidt den Entwurf eines zentralen Formulars, das mit der Mühlendatenbank milldatabase.org verknüpft werden soll sowie ein Infopaket vor.

Darüber hinaus warb er dafür, dass sich noch mehr Mühlen am Tag des offenen Denkmal und an regionalebn Aktionstagen mit Denkmalbezug wie den „Tagen der Industriekultur am Wasser“ der Metropolregion Hamburg beteiligen.

„Regional empfehlenswert sind ferner auch Beteiligungen an Tagen des Handwerks, an Lebendigen Adventskalendern und am WDR-Maustag oder das Entwickeln eigener Aktionen wie beispielsweise  einer „Nacht der Mühlen“, wie Vizepräsidentin Bettina Böhme ergänzte. Sie stellte ebenso das neue Malbuch des Sächsischen Müllerbundes vor. Denn auch das Thema „Kinder und Mühlen“ wird bei der DGM als Service für die Landes- und Regionalverbände aktuell angegangen.